Psychologie: Warum wir unbedingt recht haben wollen! | Quarks Dimension Ralph
Das Video erklärt, warum Menschen oft darauf bestehen, recht zu haben, indem es psychologische Konzepte wie kognitive Dissonanz und den Dunning-Kruger-Effekt untersucht. Es zeigt, dass Recht haben hauptsächlich ein Gefühl ist, das durch soziale Bestätigung und emotionale Reaktionen verstärkt wird. Trotz objektiver Fakten neigen Menschen dazu, in ihrer Meinung zu verharren, um ihr Selbstbild zu schützen.
Kerninhalte
- Recht haben ist primär ein emotionales Gefühl, nicht eine objektive Tatsache
- Die Amygdala wird bei Konfrontation mit Gegenargumenten aktiviert
- Kognitive Dissonanz entsteht bei widersprüchlichen Informationen
- Der Confirmation Bias führt zur selektiven Wahrnehmung bestätigender Informationen
- Der Dunning-Kruger-Effekt beschreibt die Überschätzung eigener Fähigkeiten
Analyse und Gedanken
- Menschen vermeiden aktiv Informationen, die ihren Überzeugungen widersprechen
- Soziale Bestätigung verstärkt das Gefühl, Recht zu haben
- Meinungsänderungen sind kognitiv anstrengend
- Freundschaften basieren oft auf ähnlichen Gehirnaktivitätsmustern
Fazit
Das Bedürfnis, Recht zu haben, ist tief in unserer Psychologie verankert und wird durch verschiedene kognitive Mechanismen aufrechterhalten. Ein bewusster Umgang mit diesen Mechanismen kann helfen, offener für andere Perspektiven zu werden.
Warum Rechthaben ein gutes Gefühl ist (0:00)
Das Gefühl, Recht zu haben, ist stark emotional geprägt und wird durch soziale Bestätigung verstärkt. Unser Gehirn reagiert auf Gegenargumente mit Stressreaktionen in der Amygdala. Diese neurobiologische Reaktion erklärt, warum wir uns bei Widerspruch oft unwohl fühlen. Die emotionale Komponente des Rechthabens überwiegt dabei häufig die rationale Bewertung von Argumenten.
Die Schwierigkeit, nicht Recht zu haben (1:18)
Die Änderung einer etablierten Meinung erfordert erhebliche kognitive Anstrengung. Unser Gehirn bevorzugt den Weg des geringsten Widerstands und hält daher oft an bestehenden Überzeugungen fest. Diese Tendenz wird durch soziale und emotionale Faktoren weiter verstärkt. Die Herausforderung liegt darin, diese natürliche Neigung zu erkennen und bewusst gegenzusteuern.
Kognitive Dissonanz und verwandte Effekte (3:23)
Die kognitive Dissonanz beschreibt das unangenehme Gefühl bei widersprüchlichen Informationen. Der Confirmation Bias führt dazu, dass wir bevorzugt Informationen wahrnehmen, die unsere bestehenden Ansichten bestätigen. Der False Consensus Effect lässt uns glauben, dass mehr Menschen unsere Meinung teilen als tatsächlich der Fall ist.
Die Weltuntergangssekte (6:41)
Ein faszinierendes Beispiel für kognitive Dissonanz liefert die Studie einer Weltuntergangssekte. Als die Prophezeiung nicht eintrat, verstärkten die Mitglieder paradoxerweise ihren Glauben, statt ihn zu hinterfragen. Dies zeigt eindrucksvoll, wie Menschen ihre Überzeugungen auch gegen offensichtliche Gegenbeweise verteidigen.
Der Dunning-Kruger-Effekt (7:47)
Der Dunning-Kruger-Effekt erklärt, warum Menschen mit geringem Wissen ihre Fähigkeiten oft überschätzen. Erst mit zunehmendem Fachwissen entwickelt sich ein realistischeres Selbstbild. Diese Erkenntnis ist besonders relevant für die Selbsteinschätzung und den Umgang mit Expertise in verschiedenen Bereichen.
Video-Statistiken
Warum haben wir oft das Gefühl, recht zu haben? Ralph Caspers kennt das schon aus beruflichen Gründen nur zu gut. Deshalb fragt er noch mal nach und stößt dabei auf ziemlich überraschende Erkenntnisse zu diesem psychologischen Phänomen.
„Recht haben” – das lässt sich meist gar nicht objektiv bestimmen. Denn Rechthaben ist vor allen Dingen ein Gefühl; und zwar eines, das guttut. Beim Diskutieren macht es uns Spaß, wenn unsere Meinungen und Gedankengänge von anderen gutgefunden werden. Und andersrum: Für eine Studie sollten Menschen Gegenargumente zu ihren eigenen politischen Überzeugungen lesen. Die Forscher beobachteten, was sich dabei im Gehirn tat: Bei den politischen Gegenargumenten war die Amygdala aktiv, also der Bereich im Gehirn, der für Angst und starke Emotionen zuständig ist. Diese Reaktion zeigt, dass andere Meinungen oft Stress auslösen – ein Grund, warum wir uns ungern mit ihnen auseinandersetzen. Das geht sogar so weit, dass Menschen es vermeiden, sich andere Meinungen anzuhören. Aktuellstes Beispiel: der Zerfall unserer Ampelregierung und die darauf folgenden Diskussionen.
Denn wenn wir uns einmal für eine Meinung entschieden haben, ist es ziemlich anstrengend, diese Meinung wieder zu ändern – selbst, wenn wir eigentlich verstanden haben, dass sie falsch ist.
Hier kommt das Konzept der „kognitiven Dissonanz” ins Spiel. Diese beschreibt das unangenehme Gefühl, das man hat, wenn man Fakten hört, die aber nicht zu den eigenen Überzeugungen passen. Statt unsere Meinung zu ändern, greifen wir oft auf Ausreden oder selektive Wahrnehmung zurück. Dieses Phänomen ist auch als Bestätigungsfehler (Confirmation Bias) bekannt. Das heißt, wir suchen und merken uns vor allem Informationen, die unsere eigenen Ansichten bestätigen.
Ein besonders krasses Beispiel kommt von dem Psychologen Leon Festinger von der @universityofminnesota. Er hat eine Sekte beobachtet, die den Weltuntergang für ein bestimmtes Datum vorausgesagt hatte. Wie der Forscher das erlebt hat – und wie die Sektenmitglieder reagierten, als der Weltuntergang ausblieb, erzählt euch Ralph in unserem Quarks-Video.
Ziemlich bekannt ist auch der Dunning-Kruger-Effekt. Der beschreibt die Tendenz, dass Menschen mit geringer Kompetenz ihre Fähigkeiten stark überschätzen. Die Psychologen David Dunning und Justin Kruger haben herausgefunden, dass man erst eine bestimmte Basis an Wissen braucht, um die eigenen Wissenslücken überhaupt erkennen zu können. In der aktuellen Studie von 2018 hat Dunning die alten Ergebnisse verfeinert und korrigiert. Was dabei Neues rausgekommen ist, seht ihr in diesem Video von Quarks Dimension Ralph.
Autor:innen: Katrin Krieft, Ralph Caspers
Schnitt und Grafik: Lutz Kaulmann (Studio Paeper)
Sounddesign: Florian Ebrecht
Redaktion: Nasibah Sfar
Unsere wichtigsten Quellen:
Kappes et al., 2020, Confirmation bias in the utilization of others’ opinion strength
https://www.nature.com/articles/s41593-019‑0549‑2#auth-Andreas-Kappes
Ross et al. (1977): The “false consensus effect”: An egocentric bias in social perception and attribution processes, Journal of Experimental Social Psychology
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/002210317790049X?viaihub
Parkinson et al. (2018): Similar neural responses predict friendship, Nature Communications
https://www.nature.com/articles/s41467-017–02722‑7
Leon Festinger et al.: When prophecy fails: A social and psychological study of a modern group that predicted the end of the world;
University of Minnesota Press, 1956
https://ia802802.us.archive.org/4/items/pdfy-eDNpDzTy_dR1b0iB/Festinger-Riecken-Schachter-When-Prophecy-Fails-1956.pdf
Kruger, J., & Dunning, D. (1999). Unskilled and unaware of it: How difficulties in recognizing one’s own incompetence lead to inflated self-assessments. Journal of Personality and Social Psychology, 77(6), 1121–1134.
https://www.researchgate.net/publication/12688660_Unskilled_and_Unaware_of_It_How_Difficulties_in_Recognizing_One’s_Own_Incompetence_Lead_to_Inflated_Self-Assessments
Sanchez, C., & Dunning, D. (2018). Overconfidence among beginners: Is a little learning a dangerous thing? Journal of Personality and Social Psychology, 114(1), 10–28.
https://doi.org/10.1037/pspa0000102
Kapitel:
0:00 Warum Rechthaben ein gutes Gefühl ist
1:18 Warum ist es so schwer, nicht recht zu haben?
3:23 Diese drei Effekte solltest du kennen: Kognitive Dissonanz, Confirmation Bias und False Consensus Effect
6:41 Als Wissenschaftler bei einer Weltuntergangssekte
7:47 Warum überschätzen Menschen ihr Wissen umso mehr, desto weniger Ahnung sie haben? (Dunning-Kruger-Effekt)
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Und hier findest du den offiziellen Quarks-Kanal: @Quarks
#psychologie #wissenschaft
Top 25 Kommentare
- Ralf fängt an T‑Shirts zu zählen
Ihr kennt da sicherlich. Man ist müde und gehört ins Bett. Wartet aber 15 Minuten zu lang ist man danach wieder wach. Man kann über Stunden nicht schlafen. Wird allerdings auch irgendwie „rappelig“, wie von zu viel Koffein, was es noch unangenehmer macht.
Was ist die Ursache dafür, plötzlich nicht mehr schlafen zu können, nur weil man zu lange über den Müden Punkt hinaus gewartet hat?
Würde mich sehr über ein Video zu dem Thema freuen. LG
UND GLÜCKWUNSCH für die 200.000 😀
Und herzlichen Glückwunsch für 200.000 Abos!🎉 Ich freue mich jede Woche auf das neue Video und hab schon so viel gelernt. Danke Ralph und Team für die tolle Arbeit!