Mit Kuhhorn auf Frauenjagd: Klaasohm auf Borkum
Auf der Nordseeinsel Borkum wird eine umstrittene Tradition gefeiert, bei der maskierte Männer Frauen jagen und schlagen. Diese Praxis, bekannt als Klaasohm, wird kritisch hinterfragt, da sie mit Gewalt und einem problematischen Frauenbild verbunden ist. Während die Dorfgemeinschaft größtenteils schweigt, äußern einige Betroffene anonym ihre Schmerzen und Demütigungen. Das Video beleuchtet die Herausforderungen, die mit der Berichterstattung über dieses Fest verbunden sind, und thematisiert den Widerstand gegen Kritik. Erlebe die Auseinandersetzung mit einer brutalen Tradition und das Schweigen der Inselbewohner.
Kerninhalte
- Die Tradition des Klaasohm auf Borkum und ihre kulturelle Bedeutung.
- Die Gewaltanwendung während des Festes und deren Auswirkungen auf Frauen.
- Die Reaktionen der Dorfgemeinschaft auf Kritik und Berichterstattung.
- Die Herausforderungen für Journalisten, die über diese Tradition berichten möchten.
- Die Rolle von Männern und die sozialen Normen, die durch das Fest verstärkt werden.
Analyse und Gedanken
- Die kritische Reflexion über die Tradition und deren Akzeptanz in der Gemeinschaft.
- Die Notwendigkeit, über Gewalt gegen Frauen zu sprechen und Unterstützung anzubieten.
- Die Wahrnehmung von Traditionen im Spannungsfeld zwischen Brauchtum und Gewalt.
- Die Schwierigkeiten, kritische Stimmen in einer traditionsbewussten Gemeinschaft zu hören.
- Die Bedeutung von Aufklärung und Sensibilisierung in Bezug auf Geschlechterrollen.
Fazit
Das Video zeigt eindrücklich, wie tief verwurzelte Traditionen in einer Gemeinschaft sowohl kulturell als auch gesellschaftlich hinterfragt werden müssen. Es ist wichtig, dass die Stimmen der Betroffenen gehört werden und dass eine Diskussion über Gewalt und deren Akzeptanz in der Gesellschaft angestoßen wird. Nur so kann ein Umdenken stattfinden und eine respektvolle Gemeinschaft gefördert werden.
Einführung in die Tradition (00:01)
Das Video behandelt die traditionelle Feier auf der Nordseeinsel Borkum, bei der kostümierte Männer mit Kuhhörnern junge Frauen verfolgen und schlagen. Diese Brauchtumstradition wird kritisch hinterfragt, insbesondere in Bezug auf die Darstellung und die Reaktionen der Medien. Borkum wird als malerische Nordseeinsel vorgestellt, die als Urlaubsparadies bekannt ist. Das Fest des Klaasohm wird als höchster Feiertag beschrieben, der am 5. Dezember gefeiert wird. Die Tradition beinhaltet eine Jagd, bei der kostümierte Männer durch die Straßen ziehen und Frauen mit Kuhhörnern schlagen.
Kulturelle Bedeutung und Feiern (04:19)
Das Video zeigt die Tradition des Borkumer Festes, bei dem Männer in einem Wrestlingkampf gegeneinander antreten, gefolgt von Feiern und dem Suchen nach Frauen. Es wird auf die kulturelle Bedeutung des Festes und die damit verbundenen Bräuche eingegangen. Ein Wrestlingkampf entscheidet, wer als Erster um die Häuser ziehen darf. Das Fest hat eine wichtige kulturelle Bedeutung für die Insel Borkum und soll in seiner Bekanntheit erhalten bleiben. Die erste Erkundung der Insel beginnt, während die Teilnehmer feiern und trinken.
Bedrohliche Atmosphäre (08:39)
In diesem Abschnitt wird die unangenehme und bedrohliche Atmosphäre während des Festes auf Borkum beschrieben, wo Jugendliche Schläge erhalten und die Stimmung schnell umschlägt, als die Filmemacher entdeckt werden. Jugendliche erleben körperliche Strafen und die Angst vor der bevorstehenden Frauenjagd. Als die Filmemacher entdeckt werden, ändert sich die Stimmung abrupt und sie werden bedroht. Eine Interviewpartnerin erzählt von den Schlägen und dem Reiz des Festes, das trotz der Gefahren als Abenteuer wahrgenommen wird.
Tradition und Kritik (12:59)
In diesem Abschnitt wird die Tradition des Klaasohmfestes auf Borkum thematisiert, einschließlich der Herausforderungen und Kritiken, die mit diesem Fest verbunden sind. Der Erzähler reflektiert über seine erste Erfahrung mit dem Klaasohmfest, die nicht positiv war. Es wird versucht, kritische Stimmen zu hören und das Gespräch über die Probleme und Bedenken bezüglich des Festes zu fördern. Der Bürgermeister äußert sich ablehnend gegenüber einem Interview und betont, dass das Fest eine wichtige Tradition für die Inselbewohner ist.
Männliche Hierarchie und soziale Normen (17:18)
In diesem Abschnitt wird das traditionelle Fest auf Borkum thematisiert, das von einer männlichen Hierarchie geprägt ist und die sozialen Normen sowie das Frauenbild in dieser Gemeinschaft reflektiert. Die Kinder werden in den Initiationsritus des Jungsvereins eingeführt, was bereits im frühen Kindesalter beginnt und die Werte der Gemeinschaft weiterträgt. Es wird diskutiert, wie das Frauenbild in dieser Gesellschaft vermittelt wird, ohne dass es hinterfragt oder erklärt wird.
Reaktionen und Wahrnehmungen (21:36)
Das Video behandelt die Tradition des “Frauenjagens” auf Borkum und die kontroversen Reaktionen darauf. Es wird diskutiert, wie die Einheimischen und Außenstehende diese Tradition wahrnehmen und welche Bedenken hinsichtlich der Gewalt und Frauenfeindlichkeit geäußert werden. Die Bedeutung des Brauchs für die Männer auf Borkum wird hervorgehoben. Interviews mit Befürwortern des Brauchs zeigen, dass einige Personen aus Angst vor Reaktionen ihre Meinungen zurückgezogen haben.
Herausforderungen für Journalisten (25:57)
In diesem Abschnitt wird die schwierige Situation der Journalisten auf Borkum thematisiert, die mit zahlreichen Absagen konfrontiert sind, während sie versuchen, Interviews mit offiziellen Stellen zu führen. Trotz der Herausforderungen gibt es schließlich einen positiven Wendepunkt, als ein Gesprächspartner gefunden wird. Ein Journalist äußert seine Frustration über die mangelnde Bereitschaft offizieller Stellen, Interviews zu geben. Kurz vor Abschluss des Films gelingt es den Journalisten, einen Gesprächspartner zu finden, der bereit ist, über das Thema Gleichstellung zu sprechen.
Kritische Auseinandersetzung mit Traditionen (30:18)
In diesem Abschnitt wird die Bedeutung und die Tradition des Krampusfestes erörtert, wobei die Balance zwischen Brauchtum und der Notwendigkeit, niemandem körperlichen Schaden zuzufügen, betont wird. Kritische Auseinandersetzung mit Traditionen, insbesondere wie der Krampus und ähnliche Figuren in verschiedenen Kulturen dargestellt werden. Das Krampusfest wird an vielen Orten gefeiert, wobei die Verbindung zwischen Tradition und der modernen Sichtweise auf diese Bräuche thematisiert wird.
Video-Statistiken
Wenn die meisten Tourist:innen im Dezember Borkum verlassen haben, sind die Insulaner:innen unter sich. Dann feiern sie hier ihren “höchsten Feiertag”: Klaasohm. Auswärtige und Presse sind an diesem Tag nicht erwünscht. Man will unter sich bleiben. Am Abend des 05. Dezembers ziehen kostümierte Männer, begleitet von sogenannten “Fängern” über die Insel. Sie machen Jagd auf Frauen, denen sie mit Kuhhörnern auf den Hintern schlagen. Auf der Insel erzählt man sich, der Brauch gehe auf eine alte Walfänger-Tradition zurück. Es wird getrunken und ausgelassen gefeiert. Doch nicht alle wollen den gewaltvollen Teil des Festes, die Schläge, länger mittragen. Borkumerinnen berichten anonym von Schmerzen, Hämatomen und demütigenden Situationen. Ein ehemaliger Klaasohm erzählt, er sei wie im Rausch gewesen. Er habe fest zugeschlagen. Heute sieht er seine Teilnahme und den Brauch an sich kritisch. Auch er bleibt anonym. Denn offen traut sich keiner von ihnen, Kritik zu äußern. STRG_F über eine brutale Tradition und das Schweigen einer Insel.
📄 Recherchedokument zum Film: https://docs.google.com/document/d/1i…
Ein Film von: Gunnar Krupp, Simon Hoyme, Kim Eckert, Lorenz Jeric
Mitarbeit: Yasemin Fusco, Janne Schmit
Kamera: Gunnar Krupp, Simon Hoyme, Nadja Hübner, Sulaiman Tadmory, David Diwiak
Schnitt: Sebastian Heidelberger, Alex Meyering, Felix Meschede
Grafik: Andreas Werner
Mischung: André Brickwedde
Endfertigung: Maximilian Klein
Redaktion: Anna Orth, Salome Zadegan
Wurdet ihr Opfer von Gewalt? Hier ein paar Links und Adressen, an die ihr euch vertraulich wenden könnt. Hilfe für Frauen:
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
https://www.hilfetelefon.de/das-hilfe…
Tel.: 08000 – 116 016 (kostenfrei)
24 Std. Rufbereitschaft
bff Frauen gegen Gewalt e.V.
Informationen zu Hilfsangeboten für Gewaltopfer
http://www.frauen-gegen-gewalt.de
Hilfe für Männer:
Hilfetelefon Gewalt an Männern
Telefonische und E‑Mail-Beratung für betroffene Männer häuslicher Gewalt
http://www.maennerhilfetelefon.de
Tel.: 0800 – 1239900 (kostenfrei)
Männerberatungsnetz
Beratungsangebote für Jungen, Männer und Väter
http://www.maennerberatungsnetz.de
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Die Musikliste:
00:00-00:22 WOX & Baronski — Midnight Mass
02:05-02:22 Baronski, WOX & Czientist — With Love feat. Krey
05:15-05:48 Little Simz — Point And Kill feat. Obongjayar
20:27-20:50 PB29 — Balderdash (WOX Remix)
24:11-24:24 WOX & Baronski — Cha Want
26:41-26:54 WOX & Baronski — Stil Chill
28:55-29:17 WOX & Baronski The Illest
Alles andere ist komponiert von Michael Dommes.
Und das Schweigen der offiziellen Stellen, vor allem der Gleichstellungsbeauftragten, ist ja mal wahnsinnig laut und vielsagend.
Das Kind hat da wohl mehr Feingefühl als die Erwachsenen..so wie immer
Aber dass die jungen Opfer anonym bleiben wollen, ist auch richtig. Das wichtigste haben sie ja gesagt und das ist auch Zivilcourage! Meinen großen Respekt dafür!
Wie konnte das so lange unter dem Radar bleiben.
An sich “harmlose” Traditionen nur fiel mir auch hier auf, dass es Aspekte gab, die wie aus einem anderen Jahrhundert wirken: Mädchen fangen, Männerbünde und halt besaufen bis keienr mehr stehen kann. Wenn dann danach übergriffiges Verhalten beobachtet wurde, war das alles normal. -.-
Am schlimmsten fand ich das “Hahnholen” zu dem ich mal im Emsland mitgenommen wurde: nach der Hochzeit richten die Brauteltern ein Fest für die Nachbarn und Helfer aus. Da wurde einem Hahn ein Trichter in den Hals gesteckt, betrunken gemacht und in diesem Zustand torkelte und schrie das Tier vor sich hin, bis es Stunden später geschlachtet wurde. Eine schreckliche Tierquälerei die ich dann auch angezeigt habe (das war 2015). Konsequenzen gab es nicht. Der Brauch hat sich wohl auch teilweise gewandelt und auf das Betrunken machen wird wohl weitestgehend verzichtet, aber an manchen Orten werden sicherlich immer noch Schläuche in Hahnhälse geschoben und Korn rein gekippt. Meine Großeltern hatten selbst Hühner und ich habe auch schon selbst geschlachtet, aber diese unnötige Quälerei und das verzweifelte Schreien des Hanhs verfolgt mich bis heute.
Das Timing der Reportage ist wirklich so gut, vielen Dank für eure Arbeit und den Mut darüber zu informieren!! Ich hoffe, dass die Reportage noch mehr Aufmerksamkeit bekommt und mehr Stimmen vor dem 5. Dezember darüber berichten!
Nein sollte auch nein heißen, immer und überall!