Interpretationen: Vergiss, was du in der Schule gelernt hast! | Susan Sontag | Gert Scobel
In diesem fesselnden Video diskutiert Susan Sontag die kritische Auseinandersetzung mit der Interpretation von Kunst und fordert eine unmittelbare, sinnliche Erfahrung. Sie argumentiert, dass Kunst ohne das Publikum leblos bleibt und dass übermäßige Interpretation die Magie der Kunst zerstören kann. Sontag plädiert für eine “Erotik der Kunst”, die den Betrachter dazu einlädt, Kunstwerke nicht nur zu analysieren, sondern sie intensiv zu erleben. Der Beitrag ermutigt dazu, die eigene Wahrnehmung zu schärfen und Kunst als lebendigen Dialog zu verstehen.
Kerninhalte
- Die Bedeutung der Interaktion zwischen Kunst und Publikum wird hervorgehoben.
- Susan Sontags Kritik an der traditionellen Kunsttheorie und ihrer Interpretation.
- Die Aufforderung, Kunst als sinnliches Erlebnis zu begreifen.
Analyse und Gedanken
- Die Rolle der Interpretation in der Kunst wird kritisch hinterfragt.
- Der Einfluss von Sontags Ideen auf das moderne Kunstverständnis.
- Die Notwendigkeit, Kunst Raum für individuelle Empfindungen zu geben.
Fazit
Das Video regt dazu an, Kunst nicht nur als Objekt der Analyse zu betrachten, sondern als lebendigen Prozess, der durch unsere Wahrnehmung und Erfahrung erst wirklich entsteht. Sontags Ansichten laden dazu ein, die eigene Beziehung zur Kunst zu reflektieren und eine tiefere Verbindung zu suchen.
Einleitung (00:00)
In diesem Video wird die Bedeutung der Kunst und ihre Interaktion mit dem Menschen thematisiert. Es wird hinterfragt, was Kunst wirklich ist und wie sie lebendig wird durch die Erfahrung des Publikums. Susan Sontag kritisiert die Interpretation von Kunstwerken und deren Wirkung auf den Betrachter. Sie stellt fest, dass Kunst ohne Menschen, die sie erleben, leblos ist. Damit wird deutlich, dass die Bedeutung eines Kunstwerks erst durch die Interaktion mit dem Publikum entsteht.
Kunst ist leblos ohne Menschen (01:06)
In diesem Abschnitt wird Susan Sontags Leben und ihr Einfluss als Schriftstellerin und Philosophin beleuchtet. Sontag, geboren in New York, wandte sich von der akademischen Philosophie ab, um sich mit den komplexen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen. Sie erkannte, dass die Abgründe des Lebens eine Kombination aus Logik, Sensibilität und Esprit erfordern. Ihr Verlangen nach einem anderen Leben führte sie dazu, grundlegende Fragen zur Lebensgestaltung zu stellen.
Susan Sontag & die Philosophie (03:35)
In diesem Abschnitt wird die Kritik an der traditionellen Kunsttheorie behandelt, die Kunst als bloße Nachahmung der Realität betrachtet. Es wird erklärt, dass die klassische Kunsttheorie besagt, dass Kunstwerke Nachahmungen der Realität sind. Diese Sichtweise wird hinterfragt, und es wird diskutiert, ob Kunst wirklich nur eine Nachahmung von Ideen ist. Abstrakte Kunst wird als subjektiver Ausdruck von Gefühlen oder Gedanken des Künstlers betrachtet, was die Diskussion um die Definition von Kunst erweitert.
Gegen die Interpretation (07:37)
In diesem Abschnitt wird Sontags kritische Haltung zur Interpretation von Kunst behandelt. Sie argumentiert, dass das Festhalten am Inhalt der Kunstwerke zu einer oberflächlichen Wahrnehmung führt. Sontag plädiert für eine tiefere Auseinandersetzung mit der Form und der Bedeutung der Kunst. Sie betont, dass die Interpretation oft zu einer unsinnlichen Betrachtung führt und dass die Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und späterer Interpretation eine zentrale Rolle spielt.
Interpretation als Übersetzung (11:53)
In diesem Abschnitt wird die kritische Rolle der Interpretation in der Kunst diskutiert. Sontag hebt hervor, dass Interpretationen nicht neutral sind und immer eigene Absichten verfolgen. Sie beschreibt Interpretation als einen aggressiven Akt, der die Essenz des Kunstwerks verdeckt. Echte Kunst ist herausfordernd und irritierend, und sie bewegt sich in Bereichen, die nicht durch Logik erfasst werden können.
Kunst ist vielfältig, nicht beliebig (16:18)
In diesem Abschnitt wird die Bedeutung und Wahrnehmung von Kunst thematisiert. Es wird betont, dass Kunst nicht einfach einer Interpretation unterzogen werden sollte, sondern Raum für eigene Empfindungen bieten muss. Kunstwerke sollten nicht nur für eine oberflächliche Interpretation genutzt werden. Die Diskussion sollte die Form und Einzigartigkeit der Werke respektieren und nicht vorschreiben. Es wird dazu aufgerufen, die Sinne zu schärfen und mehr zu fühlen, anstatt nur zu interpretieren.
Fazit (20:40)
In diesem abschließenden Abschnitt wird zusammengefasst, dass Kunst als lebendiger Prozess betrachtet werden sollte. Sontags Ansichten laden dazu ein, die eigene Beziehung zur Kunst zu reflektieren und eine tiefere Verbindung zu suchen. Es wird betont, dass die Erfahrung von Kunst nicht auf eine bloße Analyse reduziert werden sollte, sondern als ein dynamisches Zusammenspiel zwischen Kunstwerk und Betrachter verstanden werden muss.
Video-Statistiken
Was macht ein #Kunstwerk lebendig, und warum kann übermäßige #Interpretation seine Magie zerstören? Und wie können wir #Kunst intensiver erleben, ohne sie auf Begriffe zu reduzieren? Gert Scobel diskutiert Susan Sontags radikales Plädoyer für eine unmittelbare, sinnliche Erfahrung von Kunst – jenseits von „Was wollte uns der Künstler sagen?“.
#Sontag
Quellen:
Susan Sontag: Gegen Interpretation, in: Dies. Kunst und Antikunst, 1983, S. 11–12, hier S. 15
Susan Sontag: Gegen Interpretation, 1966, S. 22
Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Grey
Kapitel
00:00 Einleitung
01:06 Kunst ist leblos ohne Menschen
03:35 Susan Sontag & die Philosophie
07:37 Gegen die Interpretation
11:53 Interpretation als Übersetzung
16:18 Kunst ist vielfältig, nicht beliebig
20.40 Fazit
Eine Produktion von objektiv media GmbH im Auftrag von ZDF/3sat
Autor & Host: Gert Scobel
Kamera: Thomas Gutberlet
Drehassistenz/Ton: Daniel Theo Giesen
Illustrationen: Claus Ast
Schnitt: Max Steinbach
Thumbnaildesign: Jan Schattka
Producer objektiv media: Jennifer Lee
CvD objektiv media: Verena Glanos
Redaktion ZDF: Tanja Thieves, Christine Bauermann, Birgit Rethy, Darinka Trbic
Produktion ZDF: Daniel Born
Abonnieren? Einfach hier klicken: http://www.youtube.com/scobel
Die TV-Sendung „scobel“ in 3sat: https://www.zdf.de/3sat/scobel?at_medium=SocialMedia&at_campaign=YouTube&at_specific=Scobel
Top 25 Kommentare
Wenn ich einen Raum betrete, in dem ein großes Bild hängt, vielleicht ein Bild, das nicht viel darstellt, und “langweilig” wirken kann, dann hätte ich vor ein paar Jahren gefragt “was soll das sein?”, festegestellt, dass dieses Kunstwerk “nichts” darstellt, und hätte den Raum wieder verlassen. Wenn ich jetzt so einem eher unerklärlichen Bild begegne, dann bleibe ich ein paar Minuten da stehen und frage mich “Was macht es”, ich stelle fest, ob etwas passiert, ob die Betrachtung etwas in mir auslöst, ob sich etwas zwischen mir und dem Bild regt. Auch hier passiert es durchaus oft, dass gar nicht so viel passiert, und auch das ist in Ordnung, aber ich habe es auch schon einige Male erlebt, dass ein Gemälde mich einschüchtert, oder erfreut, oder dass ich gar nicht genau die Worte habe, um zu beschreiben, was hier passiert.
Ich bin letztens einem Bild begegnet, das eine große, größtenteils schwarz gepinselte Leinwand war, eine Ecke war weiß und ein paar Formen waren zu erkennen. Die Künstlerin hatte scheinbar ein Bild gemalt, dieses selbst in schwarz übermalt und diese Ecke freigelassen, um mir zu zeigen, was mir für immer verborgen bleiben wird. Zuerst war ich etwas frustriert, dann war ich etwas sauer auf die Künstlerin, was sie sich denn einbilde, letztendlich musste ich irgendwie darüber lachen, dass ich mich wie das Opfer eines Streiches fühlte, während ich einfach vor einer größtenteils schwarzen Leinwand stand.
Ich fand die Frage “Was will der Künstler uns damit sagen?” auch schon immer eher lästig. Nach dem Motto “Keine Ahnung? Hat er irgendwo eine Erklärung hinterlassen? Ich sehe/höre Kunst und kann sagen ‘ja das macht was mit mir’. Das ist doch ausreichend, oder?”
Ich musste mal wegen einer Jugendsünde 10 Sozialstunden in der Obdachlosenhilfe abzuarbeiten und dafür zur Jugendgerichtshilfe. Im Warteraum hing ein Bild und es geht mir bis heute nicht aus dem Kopf.
Zu sehen war auf der linken Seite ein dunkler Wald und auf der rechten Seite eine helle Wiese, augenscheinlich im Sonnenaufgang. In dem Wald aber waren scheinbar Menschen. Man sah effektiv nur Menschen in Kaputzen und konnte nicht erkennen in welche Richtung sie gingen. Ich mochte das Bild sehr. Ich weiß auch warum mir das Bild so gut gefiel, aber ich weiß nicht ob ich das gleiche darin sah wie die Person die das Bild gemalt hat. Als die Sozialarbeiterin aus Ihrem Büro kam und sah, wie ich das Bild betrachtete, hat sie das Gespräch mit dem Bild begonnen. Sie fragte mich was ich denke, dass der Künstler damit ausdrücken wollte.
Ich habe damals schon geantwortet, dass ich das nicht beantworten kann. Ich konnte und kann nur sagen wie das bild auf mich wirkte.
Naja long story short. Ich bereue diese Jugendsünde nicht, denn sie festigte meinen Wunsch Menschen zu helfen. Obdachlose Menschen sind Menschen und “defensive Architektur” ist Menschenfeindlich. As simple as that.
Direkt nach der Schulzeit war mein erster Lieblingsautor Kafka, in der Schule hätte ich das nicht anfassen können. Und wenn ich aus der überkommenen Prägung noch Interpretationen davon gelesen habe, fand ich das meiste davon nur scheußlich. Mittlerweile ist das schon ganz gut eine Weile her – und ironischer Weise ist die (juristische) Hermeneutik mein berufliches Handwerkszeug –; heute würde ich so weit gehen zu sagen, Lesen lernt man nach der Schule oder nie (das Wort nach ist an dieser Stelle übrigens eine Metapher 😉 ).
Für ein Beispiel wähle ich jetzt absichtlich etwas eher Provokantes als akademisch Elaboriertes, aber eine Verbindung aus dem Zitat von Oscar Wilde mit Morgenstern von Rammstein ergibt einen ziemlich vielsagenden Gedanken. Und bitte: Nicht interpretieren XD.
Aber Susan Sonntag und Paul Feierabend…. Das macht mich einfach fertig 🤣🙈
Diese Erfahrung war so fundamental für mich, dass ich für mich entschied, dass sinnliche Erfahrung wichtiger ist als intellektuelle Diskussionen.
Kunstwerke sind Wegweiser und diese können zu eigener Erfahrung führen. ❤😂❤😂❤
Und Tschüss