Babys: Was sehen, hören und spüren sie bei der Geburt?
Das Video untersucht die faszinierende Entwicklung und Wahrnehmungsfähigkeit von Babys vor und während der Geburt. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Föten bereits im Mutterleib verschiedene Sinneseindrücke verarbeiten können: Sie reagieren auf Geschmäcker, erkennen die Stimme ihrer Mutter und entwickeln sogar ein grundlegendes Zahlenverständnis. Besonders interessant sind neue Erkenntnisse zur Geburt selbst — während der Kopf des Babys stark verformt wird, scheint dies paradoxerweise positive Auswirkungen auf die spätere Schmerzempfindlichkeit zu haben.
Kerninhalte
- Babys können bereits vor der Geburt Schmerz empfinden
- Föten zeigen Geschmacksvorlieben und reagieren auf verschiedene Geschmäcker
- Die Stimme der Mutter wird erkannt und beeinflusst den Herzschlag
- Föten entwickeln ab der 34. Woche ein grundlegendes Zahlenverständnis
- Die Geburt verformt den Kopf des Babys stark, was aber positive Effekte hat
Analyse und Gedanken
- Die frühere Annahme der Schmerzunempfindlichkeit von Babys war falsch
- Föten zeigen bereits komplexe kognitive Fähigkeiten
- Die Geburtsart beeinflusst die spätere Schmerzempfindlichkeit
- Frühe Sinneserfahrungen prägen die Entwicklung
Fazit
Die Forschung zeigt, dass Föten und Neugeborene viel mehr wahrnehmen und verarbeiten können als lange angenommen. Die Erkenntnis, dass Babys Schmerz empfinden können, hat die medizinische Praxis grundlegend verändert. Die Geburt selbst ist ein komplexer Prozess, der das Baby auf verschiedenen Ebenen beeinflusst und wichtige Entwicklungsimpulse gibt.
Intro – Sind Babys schmerzempfindlich? (00:00)
Der Beitrag beginnt mit Ralph Caspers’ persönlicher Reflexion über seine eigene Geburt. Die medizinische Wissenschaft hatte lange Zeit falsche Vorstellungen über das Schmerzempfinden von Neugeborenen. Bis 1987 glaubte man, dass Babys keinen Schmerz empfinden könnten, was zu problematischen medizinischen Praktiken führte. Die Entdeckung der Schmerzempfindlichkeit von Neugeborenen revolutionierte die medizinische Behandlung. Diese frühere Fehleinschätzung wirft wichtige ethische Fragen auf. Die Geschichte zeigt, wie wissenschaftliche Erkenntnisse medizinische Praktiken verändern können.
Können Babys schon schmecken? (01:37)
Eine innovative Studie der Durham University untersucht die Geschmackswahrnehmung von Föten. Schwangere Frauen erhielten Grünkohl- oder Karottenextrakte, während die Reaktionen der Föten per 3D-Ultraschall beobachtet wurden. Die Untersuchung zeigt deutliche Reaktionen: Grünkohl führte zu negativen, Karotten zu positiven Gesichtsausdrücken. Diese Ergebnisse beweisen die frühe Entwicklung des Geschmackssinns. Die Forschung deutet auf eine Verbindung zwischen pränatalen Geschmackserfahrungen und späteren Vorlieben hin. Die Studie eröffnet neue Perspektiven für das Verständnis frühkindlicher Entwicklung.
Ab wann hören Babys im Bauch? (02:34)
Die Entwicklung des Hörvermögens beginnt bereits im Mutterleib. Föten können die Stimme ihrer Mutter erkennen und reagieren darauf mit erhöhter Herzfrequenz. Fremde Stimmen führen interessanterweise zu einer Verlangsamung des Herzschlags. Diese frühe auditive Wahrnehmung ist wichtig für die Bindungsentwicklung. Die Fähigkeit zur Stimmerkennung zeigt die komplexen Lernprozesse im Mutterleib. Die Reaktionen auf verschiedene Stimmen deuten auf ein differenziertes Hörvermögen hin.
Ein Blick in das Babygehirn (03:42)
Moderne Technologien ermöglichen faszinierende Einblicke in die Gehirnaktivität von Föten. Studien zeigen, dass Föten zwischen der 34. und 36. Schwangerschaftswoche ein grundlegendes Zahlenverständnis entwickeln. Die Forschung nutzt spezielle Messräume zur Untersuchung der fetalen Hirnaktivität. Die Ergebnisse offenbaren überraschende kognitive Fähigkeiten vor der Geburt. Diese frühen mathematischen Fähigkeiten werfen neue Fragen zur Entwicklung des Denkens auf. Die Untersuchungen zeigen die erstaunliche Lernfähigkeit des fetalen Gehirns.
Können Babys vor der Geburt sehen? (05:57)
Die visuelle Wahrnehmung entwickelt sich bereits vor der Geburt. Trotz der Dunkelheit im Mutterleib dringt etwas Licht durch das Gewebe. Diese frühe Lichtwahrnehmung bereitet die Augen auf die Außenwelt vor. Das Sehvermögen ist bei der Geburt noch nicht vollständig entwickelt. Die graduelle Entwicklung des Sehens ist ein komplexer Prozess. Die vorgeburtliche Lichterfahrung spielt eine wichtige Rolle für die spätere Sehentwicklung.
Die Geburt ist auch für Babys stressig (06:49)
Eine bahnbrechende Studie von 2019 zeigt die dramatischen physischen Veränderungen während der Geburt. MRT-Aufnahmen offenbaren die starke Verformung des Kindskopfes im Geburtskanal. Diese Verformung hat überraschenderweise positive Auswirkungen auf die spätere Schmerzempfindlichkeit. Vaginale Geburten führen zu einer geringeren Schmerzempfindlichkeit als Kaiserschnitte. Der Geburtsprozess triggert wichtige hormonelle Anpassungen. Diese Erkenntnisse werfen neues Licht auf die Bedeutung des natürlichen Geburtsvorgangs.
Video-Statistiken
Ralph Caspers wüsste gerne, wie er seine eigene Geburt erlebt hat. Doch er kennt nur die Erzählungen seiner Eltern. Auch die Wissenschaft tappte lange im Dunkeln: Dass Föten und Neugeborene überhaupt etwas empfinden, wusste man lange nicht. Mediziner dachten damals zum Beispiel, dass Neugeborene keinen Schmerz empfinden könnten, weil die Entwicklung von Babys bei der Geburt noch nicht weit genug wäre: Sie glaubten, dass die dafür nötigen Nervenverbindungen noch nicht funktionierten. Erst 1987 fand man heraus, dass das gar nicht stimmt. Bis dahin wurden Neugeborene oft mit extrem wenig Schmerzmittel operiert, da man ihren Kreislauf nicht unnötig belasten wollte.
Wie sieht es mit anderen Empfindungen aus? Haben Babys im Mutterleib schon Geschmacksvorlieben? Forschende von der Durham University haben das auf originelle Weise getestet: Sie gaben schwangeren Frauen entweder Grünkohl- oder Karottenextrakte zu essen und beobachteten dabei im Live-3D-Ultraschall die Gesichtsausdrücke der Föten: Während beim bitteren Grünkohl die Mundwinkel nach unten gingen, wurden sie bei den süßen Karotten nach oben gezogen.
Doch Föten können mehr als nur Schmecken und das Gesicht verziehen. Sie hören auch schon ziemlich gut und erkennen sogar die Stimme ihrer Mutter; die ließ nämlich das Herz der Kinder schneller schlagen. Fremde Stimmen führten hingegen dazu, dass der Herzschlag langsamer wurde.
Wie ist es mit dem Sehen? Das funktioniert offensichtlich schon gegen Ende der Schwangerschaft. Wir kommen nicht blind auf die Welt. Im Video erzählt euch Ralph, welche optischen Eindrücke ihr während eurer Zeit im Bauch eurer Mutter hattet.
Und dann berichtet Ralph noch über eine aufsehenerregende Studie aus dem Jahr 2019: Sieben Frauen haben dafür ihre Kinder in einem Magnetresonanztomographen zur Welt gebracht! Die Aufnahmen zeigen, dass die Köpfe der Kinder während der Geburt massiv verformt werden, die Schädelknochen überlappen dabei und auch das Gehirn der Kinder wird richtig gequetscht. Doch diese Strapazen scheinen das Schmerzempfinden der Babys positiv zu beeinflussen. Kinder, die durch den Geburtskanal geboren werden, zeigen eine geringere Schmerzempfindlichkeit als Babys, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen.
Kapitel
- 0:00 Intro – Sind Babys schmerzempfindlich?
- 1:37 Können Babys schon schmecken?
- 2:34 Ab wann hören Babys im Bauch?
- 3:42 Ein Blick in das Babygehirn
- 5:57 Können Babys vor der Geburt sehen?
- 6:49 Die Geburt ist auch für Babys stressig
Team
Autor:innen: Kristin Raabe, Ralph Caspers
Schnitt und Grafik: Christian Kloprogge, Robert Bodner (Studio Paeper)
Sounddesign: Florian Ebrecht
Redaktion: Wobbeke Klare
Linktipps
- @derspiegel Video über den ersten MRT-Film einer Geburt
- @Quarks So lernen Babys, in Kategorien zu denken
- @Quarks Schwangerschaft: das Wichtigste vor der Geburt (ganze Sendung)
Wissenschaftliche Quellen
- Flavor Sensing in Utero and Emerging Discriminative Behaviors in the Human Fetus;
in: Psychological Science, 2022
https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/09567976221105460 - The impact of sound stimulations during pregnancy on fetal learning: a systematic review;
in: BMC Pediatrics, 2023
https://bmcpediatr.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12887-023–03873‑x - Effects of Experience on Fetal Voice Recognition;
in: Psychological Science, 2003
PDF Download - Emergence and retention of learning in early fetal development;
in: Infant Behavior and Development, 2014
PDF Download - Hubert Preißl et al.: Magnetoencephalographic Signatures of Numerosity Discrimination in Fetuses and Neonates;
in: Developmental Neuropsychology, 2014
PDF Download - Alone in the dark? Modeling the conditions for visual experience in human fetuses;
in: Developmental Psychobiology, 2010
PDF Download - The Visual World of Infants;
in: American Scientist, 2016
PDF Download - Three-dimensional magnetic resonance imaging of fetal head molding and brain shape changes during the second stage of labor;
in: PLOS One, 2019
https://doi.org/10.1371/journal.pone.0215721 - Birth experience in newborn infants is associated with changes in nociceptive sensitivity;
in: Scientific Reports, 2019
https://doi.org/10.1038/s41598-019–40650‑2
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Top 25 Kommentare
Da geben sich auch bei mir noch viele Mythen die Klinke in die Hand.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich alles mitbekomme von einer Operation, vor allem die Schmerzen, und mich überhaupt nicht bewegen kann… 😮😢
Die armen kleinen Mäuse
aber meine erste lebenserinnerung hab ich von diesem krankenhausaufenthalt. ich glaube zu verstehen warum …
Ich find diese kleinen Easter Eggs bei euch so gut
Nach der Geburt kam ich nicht zur Mutter, sondern direkt für 3–4 Wochen in den Inkubator. Obwohl ich normale 9 Monate ‘gereift’ bin, war ich trotzdem viel zu klein und zu leicht.
Von daher, habs irgendwie überlebt… Ich finde es trotzfdem krass, schon vor der Geburt mit dem Tod zu tun zu bekommen.
Mich würde es nicht wundern, wenn ich einen Zwilling hatte (kein Platz für Tritte und Boxen), welcher dann abging und ich hinterher wollte, aber nicht gelassen wurde. Es ist nur eine Vermutung, obs stimmt.
Keine Ahnung. ¯\_(ツ)_/¯