Warum junge Enten immer in einer Reihe schwimmen
Ralph Caspers betreibt heute „Flauschforschung“: Wie lässt sich das Verhalten von Entenküken erklären, wenn sie ihrer Mutter immer in einer Reihe hinterherschwimmen?
Aus dem Tierreich kennt man das „Schwarmverhalten“: Unter Wasser gibt es Fischschwärme, die aus Millionen von Tieren bestehen. Sie ziehen ihre Kreise, ohne dass sie zusammenstoßen und schützen sich damit vor Angreifern. Aber auch in der Luft gibt es Schwärme; zum Beispiel von Staren, die sich damit vor Greifvögeln schützen. Von Vögeln ist auch die sogenannte V‑Formation bekannt: Dieses Verhalten beim Fliegen spart Energie – zumindest bei den Vögeln, die dem Leitvogel folgen. Doch welchen Grund hat das Formationsschwimmen der Entenküken?
Ralph erzählt, wie der Biologe Frank Fish herausgefunden hat, dass die Küken dabei über 60 Prozent Energie einsparen können: Dafür ließ er Stockentenküken in einem abgeschlossenen Strömungsbecken hinter einer Modell-Ente herschwimmen; mal war die Ente im Wasser, mal schwebte die Ente über der Wasseroberfläche. Beim Schwimmen im Wasser gab es Wirbel, die einen Sog erzeugten. Dieser Unterschied machte die große Energieeinsparung beim Schwimmen der Küken möglich.
Der Physiker Zhi-Ming Yuan glaubte jedoch nicht, dass die Wirbeltheorie die Energieeinsparung ausreichend erklären kann und veranschaulicht den Effekt anhand der physikalischen Theorie der Wellen: Ähnlich wie Surfer auf Wellen reiten, machen das auch die Entenküken. Gemeinsam bekamen die beiden Wissenschaftler Frank Fish und Zhi-Ming Yuan für ihre Forschung zum Schwimmverhalten von Entenküken im Jahr 2022 den Ig-Nobelpreis im Bereich Physik.
Mit diesem „Anti“-Nobelpreis werden wissenschaftliche Projekte ausgezeichnet, die laut Selbstbeschreibung die Menschen erst zum Lachen und dann zum Nachdenken gebracht haben. Seit einigen Jahren wird der Preis jährlich in zehn Kategorien an der Harvard Universität verliehen. Ralph schaut sich in loser Folge einige der Preisträgerinnen und Preisträger und ihre Forschung an.