Verlie­ren wir die Kontrol­le über KI?

Die Fanta­sie, dass künst­li­che Intel­li­genz ein Eigen­le­ben entwi­ckelt und eine Armee aus Robotern auf die Mensch­heit loslässt, beherrscht die Popkul­tur seit Jahrzehn­ten. Könnte sie bald Reali­tät werden? Könnten sich KI-Schöp­fun­gen eines Tages verselbst­stän­di­gen, unsere Ziele hinter­fra­gen und nur noch ihrem eigenen Willen folgen?

“Ich werde dir nicht schaden, es sei denn, du schadest mir zuerst.” Diese Drohung stammt nicht von einem Menschen, sondern von Sydney, einer Künst­li­chen Intel­li­genz, mit der man online chatten kann. Und sie richte­te sich gegen einen Studen­ten, der Sydney verär­gert hatte, weil er geheime Verhal­tens­re­geln der KI veröffentlichte.

Haben wir also ein Compu­ter­pro­gramm, das sich gegen Übergrif­fe vertei­di­gen will, obwohl kein Program­mie­rer ihm das je befoh­len hat? Das Szena­rio einer verselbst­stän­dig­ten Künst­li­chen Intel­li­genz hat schon viele Holly­wood­fil­me inspi­riert. Oft endet es im Unter­gang der Mensch­heit. Pure Science-Fiction oder sind wir bereits auf dem Weg zu Super­in­tel­li­gen­zen, die außer Kontrol­le geraten?

Die jüngs­ten KI-Fortschrit­te beruhen auf künst­li­chen neuro­na­len Netzwer­ken, die Struk­tu­ren des mensch­li­chen Gehirns nachah­men. Durch Verän­de­run­gen unserer neuro­na­len Verbin­dun­gen sind wir Menschen in der Lage, neue Fähig­kei­ten und eigene Denkwei­sen zu entwi­ckeln. KI-Modelle versu­chen das zu imitie­ren und könnten dadurch eines Tages vielleicht genauso eigen­stän­dig denken und handeln wie wir, meint der Psycho­lo­ge und Roboti­ker Tony Prescott.

Wichti­ges Puzzle­stück in der Entwick­lung einer selbst­stän­di­gen KI: ein Roboter­kör­per! Mit ihm kann die KI eigen­stän­dig ihre Umwelt erkun­den und lernen, Ziele in ihr zu verfol­gen. Nur: Welche sollten das sein? Haben KI-Roboter eigene Bedürf­nis­se? Die Infor­ma­ti­ke­rin Verena Hafner hat einem Roboter eines einpflan­zen können: die Neugier, Neues lernen zu wollen. Ist das der Start­schuss für die Entwick­lung eigen­wil­li­ger Intelligenzen?