Stimmt die Börsenweisheit «Sell in May and go away»?
«Sell in May and Go Away» ist eine der bekanntesten Börsenweisheiten. Sie legt Anlegern nahe, ihre Aktienpositionen jeweils im Mai zu verkaufen und erst sechs Monate später wieder aufzubauen. Aber lohnt sich das wirklich?
Das VZ Vermögenszentrum hat den Sell-in-May-Effekt im Rahmen einer Untersuchung betrachtet. Dabei wurde diese Anlagestrategie so lange zurück gerechnet, wie dies die Verfügbarkeit der Daten zulässt. Die VZ-Untersuchung konnte die Existenz des Effektes mehrheitlich bestätigen, und zwar für verschiedene Aktienregionen und für verschiedene Zeitabschnitte.
Hinter dieser Strategie steht unter anderem die Erkenntnis, dass die Monate November bis April durchschnittlich deutlich besser abschneiden als die oft sogar negativen Monate Mai bis Oktober. Die Aktienregion Welt hat beispielsweise in den Jahren 1974 bis 2022 in jedem Monat zwischen November und April eine positive Durchschnittsrendite erzielt (siehe Grafik).
Die Ursachen für den Effekt sind nicht genau geklärt. Das VZ Vermögenszentrum kommt daher zum Schluss, dass solange sich die Existenz des Effektes nicht begründen lässt, Anleger trotz der in der Vergangenheit guten Resultate kritisch gegenüber einer Marktsaisonalität wie «Sell in May» eingestellt sein sollten.
Kommentar der Redaktion
Natürlich versucht das VZ Vermögenszentrum aus nachvollziehbaren Gründen, die Leser davon zu überzeugen, dass sich eine langfristige Anlagestrategie mit kaufen und halten besser auszahlt. Wer jedoch die obenstehende Tabelle genau betrachtet, der wird feststellen, dass es sich tatsächlich lohnen kann, statt erst im November, bereits im Oktober zu kaufen, und die Aktien dann rund sieben Monate bis Ende April zu halten. Danach kann man das Geld dann entweder für fünf Monate im Geldmarkt parkieren, oder versuchen, die Rendite mit Daytrading zwischen Mai und September zu optimieren.