Nur noch jeder Zweite hat Inter­es­se an News

Reuters Insti­tu­te: Mehr als ein Drittel geht depri­mie­ren­den Nachrich­ten bewusst aus dem Weg.

Das Inter­es­se an Nachrich­ten hat in den vergan­ge­nen Jahren deutlich nachge­las­sen. Im Jahr 2023 geben weltweit nur noch rund 48 Prozent der Menschen an, dass sie sich sehr stark für entspre­chen­de Meldun­gen inter­es­sie­ren. Im Vergleich zu 2017 ist das ein Rückgang um 63 Prozent, wie der neue Bericht des Reuters Insti­tu­te for the Study of Journa­lism der Univer­si­ty of Oxford zeigt. Mehr als ein Drittel gesteht zudem ein, Nachrich­ten des Öfteren bewusst aus dem Weg zu gehen — vor allem dann, wenn es sich dabei um depri­mie­ren­de Themen wie Krieg oder die steigen­den Lebens­er­hal­tungs­kos­ten handelt.

Unabhän­gi­ger Journalismus

“Der diesjäh­ri­ge Bericht ist vor dem Hinter­grund einer globa­len Krise der Lebens­er­hal­tungs­kos­ten, einem anhal­ten­den Krieg im Herzen Europas und einer zuneh­men­den Klima­in­sta­bi­li­tät auf der ganzen Welt zu sehen”, heißt es in der Einlei­tung zum «Digital News Report 2023». In dem Kontext sei es umso wichti­ger, eine starke Versor­gung mit akkura­tem, gut finan­zier­tem und unabhän­gi­gem Journa­lis­mus sicher­zu­stel­len. “In vielen Ländern, die wir unter­sucht haben, werden diese Voraus­set­zun­gen aber immer mehr durch ein gerin­ges Vertrau­en, schwin­den­des Engage­ment und ein unsiche­res wirtschaft­li­ches Umfeld auf die Probe gestellt”, betonen die Autoren.

Die Analyse habe gezeigt, dass Schock-Events wie der Krieg in der Ukraine und die Corona-Pande­mie den struk­tu­rel­len Wandel des Nachrich­ten­kon­sums beschleu­nigt hätten. Dieser lässt immer mehr Menschen von tradi­tio­nel­len Infor­ma­ti­ons­quel­len wie Zeitun­gen und Fernse­hen zu digita­len, mobilen und Platt­form-dominier­ten Angebo­ten abwan­dern. “Über alle Märkte hinweg sagt nun außer­dem nur noch etwa ein Fünftel der Befrag­ten, dass ihre Reise in die Nachrich­ten­welt auf einer Website oder App eines klassi­schen Nachrich­ten­netz­werks beginnt”, so die Experten.

Facebook, Insta­gram und TikTok

Abseits von tradi­tio­nel­len Nachrich­ten­häu­sern gewin­nen vor allem soziale Medien an Bedeu­tung. Hier ist es weiter­hin Facebook, das als wichtigs­te Platt­form für News heran­ge­zo­gen wird. “Aber auch Facebook verzeich­net einen Abwärts­trend. Die Zahl der Leute, die die Seite wöchent­lich für derlei Zwecke nutzen, ist in den letzten sieben Jahren von 42 auf 28 Prozent gesun­ken”, stellen die Autoren fest. Sogar das Portal selbst habe die Bedeu­tung von Nachrich­ten­mel­dun­gen intern herab­ge­stuft, mit dem Resul­tat, dass aktuell nur noch drei Prozent der Meldun­gen News-Inhalte aufweisen.

Immer wichti­ger werden hinge­gen Insta­gram und TikTok, die inzwi­schen für 14 bezie­hungs­wei­se sechs Prozent der Menschen als Nachrich­ten­quel­le dienen. “Bei Jünge­ren sind die Anteile sogar noch viel höher”, gibt das Reuters Insti­tu­te zu beden­ken. Demnach infor­mie­ren sich rund 20 Prozent der 18- bis 24-Jähri­gen via TikTok, das sind um 15 Prozent mehr als im Vorjahr. “Es ist das am schnells­ten wachsen­de soziale Netzwerk in unserer Studie”, schil­dern die Forscher.