Können wir den Leitmedien uneingeschränkt vertrauen?
Einleitung
Spätestens seit dem Amtsantritt von Donald Trump im Jahr 2017 ist der Ausspruch «Fake News» in aller Munde. Der Begriff wird immer dann verwendet, wenn in den Medien von irreführenden Falschnachrichten gesprochen wird. Doch so einfach ist die Sache leider nicht, denn der Begriff «Fake News» ist nicht geschützt und kann grundsätzlich von jedem verwendet werden, der eine gemachte Aussage seiner Ansicht nach als falsch bewertet. Rasch stellt sich also die Frage, wer nun dafür legitimiert ist, die Definitions-Hoheit über die absolute Wahrheit für sich in Anspruch zu nehmen.
Des Kaisers neue Kleider
Fast jeder kennt das Märchen von Hans Christian Andersen, das von einem Kaiser handelt, der sich von zwei Betrügern für viel Geld neue Gewänder weben lässt. Diese machen ihm vor, die Kleider seien nicht gewöhnlich, sondern könnten nur von Personen gesehen werden, die ihres Amtes würdig seien. Für dumme und unfähige Menschen bleibt der Stoff angeblich unsichtbar. Tatsächlich geben die Betrüger nur vor, zu weben und dem Kaiser die Kleider zu überreichen.
Aus Eitelkeit und innerer Unsicherheit erwähnt der Kaiser deshalb nicht, dass er die Kleider selbst auch nicht sehen kann, und auch die Menschen, denen er seine neuen Gewänder präsentiert, geben Begeisterung über die scheinbar schönen Stoffe vor. Der Schwindel fliegt erst bei einem Festumzug auf, als ein Kind ruft: «Aber er hat ja gar nichts an!». Diese Aussage verbreitet sich rasch in der Menge, und nach und nach traut sich nun auch das Volk zu rufen: «Aber er hat ja gar nichts an!». Der Kaiser selbst erkennt zwar, dass das Volk offenbar recht zu haben scheint. Trotzdem entscheidet er sich jedoch, „durchzuhalten“ und die Parade in seinem Hofstaat einfach fortzuführen…
Die Angst vor der Wahrheit
Die Erzählung kann als Beispiel angeführt werden, um die Leichtgläubigkeit des Volkes und die unkritische Akzeptanz angeblicher Autoritäten und Experten zu kritisieren. Aus Angst um die eigene Stellung und den guten Ruf spricht wider besseres Wissen niemand — nicht einmal der treueste Minister des Kaisers — die offensichtliche Wahrheit aus. Vor die Entscheidung «Ansehen und Wohlstand oder Wahrheit» gestellt, entscheidet man sich letzten Endes gegen die Wahrheit und für die materiellen und ökonomischen Vorteile.
Von Kaisern, Autoritäten und Experten
Die Geschichte des dänischen Dichters Andersen wurde zwar bereits 1837 veröffentlicht. Sie hat jedoch auch fast 200 Jahre später nichts an Aktualität verloren. War es früher der Kaiser, der die Wahrheit für sich in Anspruch genommen hatte, sind es heutzutage die Leitmedien, die die Wahrheit für sich reklamieren. In Zusammenarbeit mit ausgesuchten Experten, die ihre Aussagen mit entsprechenden Aussagen stützen, geben sie dem Volk vor, die einzig wahren Hüter der Wahrheit zu sein. Diesem allumfassenden Wahrheitsanspruch kann nicht einmal der amerikanische Präsident als ehemals mächtigster Mann der Welt ernsthaft etwas entgegensetzen. Aus diesem Grund ist es bereits seit mehreren Jahren zur Normalität geworden, dass man sich gegenseitig die Verbreitung von «Fake News» vorwirft.
Donald Trump und die Definition von Wahrheit
Dass es Donald Trump mit der Wahrheit auch nicht immer so ganz genau nimmt, ist allseits bekannt. Seine Aussagen und Gegenaussagen gehören praktisch zur Tagesordnung. Ernsthaft in Verlegenheit bringt das den amerikanischen Präsidenten jedoch nicht wirklich. Er scheint eine eigene politische Agenda zu haben, die sich keiner sofort nachvollziehbaren Logik erschliesst. Für ihn gilt deshalb die einfache Devise, dass Wahrheit grundsätzlich wandelbar und primär eine Sache der Perspektive ist. Und da er den totalen Überblick über die Dinge stets für sich beansprucht, ist es ein “Naturgesetz”, dass die Wahrheit grundsätzlich auf seiner Seite ist. Für ihn sind es somit also stets die Medien, die «Fake News» verbreiten.
Können wir den Medien wirklich blind vertrauen?
Für viele scheint es demnach klar zu sein, dass die Medien eine wesentlich höhere Glaubwürdigkeit verdienen, da diese ja offensichtliche Falschaussagen aufdecken und zudem “unabhängig” und “neutral” sind. Doch wie steht es denn genau mit der “Neutralität” unserer Medienlandschaft? Kann man also wirklich davon ausgehen, dass uns unsere Leitmedien vorbehaltslos stets die sakrosankte Wahrheit erzählen?
Die zwingenden Voraussetzungen für die unvoreingenommene Wahheit
Nur wer absolut unabhängig agiert und keiner Interessengruppe mit eigener politischen oder wirtschaftlichen Agenda angehört, kann unvoreingenommen der Wahrheit auf den Grund gehen. Wenn man die Unabhängigkeit und Neutralität eines Mediums überprüft, stellt sich somit primär immer die Frage, ob es bestehende Verknüpfungen mit anderen Medienhäusern oder sonstige Netzwerke gibt, die allenfalls vorgeben, in welchem Spektrum sich die inhaltliche Linie der Beiträge bewegen darf. Im ersten Moment tendiert man als Aussenstehender spontan zur Ansicht, dass die Leitmedien eine grosse Unabhängigkeit vorweisen können, alleine schon deswegen, weil sich diese selbst ja seit Jahren einen erbitterten Kampf um Auflagezahlen und Leserschaft liefern.
Das Transatlantik-Netzwerk der Medien
Es ist tatsächlich kein Geheimnis, dass unsere Leitmedien in ein hervorragend organisiertes Netzwerk eingebunden ist, das den “Kanon” der gegebenen Ansichten und Meinungen klar vorgibt. Es handelt sich hierbei um ein öffentlich dokumentiertes, politisch-publizistisches Netzwerk nach amerikanischer Prägung. Die oberste Ebene dieses Netzwerks definiert die transatlantische Geostrategie, die von den aufgeführten Medien im Allgemeinen abgebildet wird. Sie besteht aus folgenden Organisationen:
- Council on Foreign Relations (CFR)
- National Security Council (NSC)
- North Atlantic Treaty Organisation (NATO)
Der Council on Foreign Relations (CFR) (Rat für auswärtige Beziehungen) ist eine private US-amerikanische Denkfabrik mit Fokus auf aussenpolitische Themen. Die Gesellschaft wurde 1921 in New York in Zusammenarbeit mit deutschstämmigen Bankiers, Amerikas einflussreichsten Journalisten, sowie New Yorker Unternehmern, Bankiers und hochrangigen Politikern gegründet. Dem Council wird seit seiner Entstehung eine herausragende Funktion im Formulierungsprozess aussenpolitischer Strategien zugesprochen und er gehört zu den weltweit einflussreichsten privaten Think Tanks.
Der National Security Council (NSC) (Nationaler Sicherheitsrat der Vereinigten Staaten) ist ein über die äußere Sicherheit beratendes Gremium, das 1947 gegründet wurde. Der Rat, dem der amerikanische Präsident vorsitzt, spielt für die Ausarbeitung und Umsetzung der amerikanischen Aussenpolitik eine herausragende Rolle.
Die North Atlantic Treaty Organization (NATO) (Atlantisches Bündnis) ist eine internationale Organisation, die 1949 in den USA gegründet wurde. Die Organisation versteht sich nicht nur als Verteidigungsbündnis, sondern auch als militärisch-politische Organisation von 30 europäischen und nordamerikanischen Mitgliedstaaten mit dem Ziel eigener Sicherheit und weltweiter Stabilität.
Die Bilderberg Meetings
Damit die gewünschten Inhalte und Ansichten der drei obersten Gremien zu den Leitmedien gelangen, wurden ab 1954 die so genannten «Bilderberg-Konferenzen» ins Leben gerufen. Es handelt sich hierbei um informelle Treffen von einflussreichen Personen aus Wirtschaft, Politik, Militär, Medien, Hochschulen, Hochadel und Geheimdiensten, bei denen Gedanken über aktuelle politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen ausgetauscht werden.
Bei der Bilderberg-Gruppe (“Bilderberger”) handelt es sich um keine formelle Organisation. Es existieren, soweit bekannt, weder ein Status der Mitgliedschaft noch ein Gründungsvertrag. Die Tagesordnungspunkte sowie die Teilnehmerlisten werden erst nach einem Treffen den internationalen Presseagenturen zugänglich gemacht. Eventuelle Einigungen werden nicht veröffentlicht. Es kann in allgemeinen Begriffen berichtet, aber niemals mit Namen zitiert werden. Die meisten Teilnehmer kommen seit jeher aus NATO-Staaten. Seit 1989 nehmen zunehmend auch Personen aus anderen Ländern an den Konferenzen teil.
Die wichtigsten Medienhäuser der Schweiz
In der Schweiz liegt eine hohe Medienkonzentration vor. So teilen sich die drei grössten Schweizer Medienhäuser gemeinsam mit der öffentlich-rechtlichen SRG den Nachrichten- und Informationsmarkt in der Schweiz weitestgehend unter sich auf — im Print wie auch im Online-Bereich. Der Trend verstärkt sich dabei immer weiter und führt zur zunehmenden Gleichschaltung der Schweizerischen Medienlandschaft. Als wichtigste Player agieren folgende Medienhäuser:
- TA-Media/TX Group (20 Minuten, Tagesanzeiger, Sonntags-Zeitung, BAZ, Der Bund)
- Ringier (Blick)
- NZZ-Mediengruppe (Neue Zürcher Zeitung)
- SRG (Öffentlich-rechtlich, Online)
Aufbereitung der Medieninhalte durch Nachrichtenagenturen
Stilistisch unterscheiden sich unsere vier wichtigsten Medienhäuser auffallend stark. Durch diese Differenzierung in der Wortwahl sollen verschiedene Zielgruppen (Manager, Angestellter, “Büezer” usw.) optimal angesprochen werden. Inhaltlich jedoch findet man nur selten abweichende Ansichten bei politischen und wirtschaftlichen Themen. Vielfach unterscheiden sich die Inhalte nur geringfügig und es finden sich praktisch identische Texte auf den verschiedenen Medienportalen. Der Grund dafür liegt in der Aufbereitung der Medieninhalte durch Nachrichtenagenturen. In der Schweiz gibt es lediglich eine einzige Agentur, die für die Aufbereitung der News und das zur Verfügung stellen der Inhalte bei den Medienhäusern zuständig ist: Keystone-SDA. Die Nachrichtenagentur hat ihren Sitz in Bern. Sie ist eine Aktiengesellschaft und im Besitz der Schweizer Medien und der Austria Presse Agentur (APA). Durch fixfertige Inhalte mit Text (SDA = Schweizerische Depeschenagentur) und Bild (Keystone) werden die Redaktoren der Medienhäuser spürbar entlastet.
Die perfekte Medienwelt — wo liegt denn das Problem?
Die Schweizerische Medienlandschaft scheint also pefekt organisiert zu sein: die Leitlinie wird durch die CFR/NSC und NATO definiert, die Informationen gelangen dann über die informellen Bilderberg Meetings zu den Medienhäusern, und diese lassen die News dann von der Nachrichtenagentur, deren Eigentümer sie selbst sind, fixfertig in Text und Bild aufbereiten. Was will man denn mehr…?
Das Problem steckt im Kern der Sache. Durch klar definierte Leitlinien, die von einflussreichen Organisationen in den USA gegenüber unseren Medienhäusern vorgegeben werden, ist es praktisch unmöglich, unvoreingenommen an Themen wie Aussenpolitik (CFR/NSC) Verteidigungsstrategie und Rüstungsausgaben (NATO) sowie politische Ausrichtung und Finanzen (CFR) heranzugehen. Das Risiko, durch abweichende Haltungen oder Äusserungen aus dem elitären Bilderberger-Konsortium ausgeschossen zu werden ist den Medienunternehmen zu gross und könnte sogar ihre Existenz in Frage stellen. Aus diesem Grund ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich die Redaktoren der einzelnen Medienhäuser stets an diese Richtlinien halten, und genau das kommunizieren, was sie kommunizieren müssen.
Einheitliche Darstellung der Realität und Ausschluss von alternativen Ansichten
Durch die inhaltlich mehrheitlich übereinstimmenden Beiträge in den verschiedenen Leitmedien wird zudem — als positiver Nebeneffekt — auch noch die Glaubwürdigkeit erhöht, denn wenn sich alle einig sind, muss es ja stimmen — so das Credo dieser Logik. Und wenn man schon das Loblied auf Gleichschaltung angestimmt hat, ist es ja auch nur ganz logisch, dass man alle anderen alternativen Informationskanäle ausserhalb seinem eigenen Bilderberg-Universum grundsätzlich als “Fake News”, und “Verschwörungstheorien” brandmarkt und die Redaktoren dahinter als “Aluhut-Träger” und “Putin-Versteher” diffamiert.
So lange das Volk weiterhin ruhig bleibt, und die von den Leitmedien dargebotenen Informationen als “volle Wahrheit” akzeptiert, geht diese Strategie auf. Doch wer weiss, vielleicht ruft schon bald der erste aus dem Volk “Aber er hat ja gar nichts an”…